Interview mit Mario Jung

Erzähle mir, wie deine Erfahrung mit deinem ersten maschinellen Schreibgerät war und was du tun musstes.

Mario Jung: Vor 73 Jahren kam ich auf die Bank und als erstes war ich in der Auslandsabteilung für Auslandsangelegenheiten zuständig. Das war 1949. Da begann die Wirtschaft sich zu erholen nach dem Krieg. Alles wurde genehmigungspflichtig. Da war ein Abteilungsleiter, der hat sich meiner angenommen und sagte, ich solle für die Exporterklärungen sorgen. Das waren sehr strenge Formulare. von denen man mehrfache Kopien für das Ministerium, für den Verkäufer etc. herstellen musste. Das musste alles an der Schreibmaschinen gemacht werden. Das war meine erste Berührung mit einem maschinellen Schreibgerät. Ich musste weniger schreiben und überwiegend Zahlen tippen. Das geschah alles auf einer Triumph der AEG. Ob diese bereits elektrisch war, weiss ich nicht genau. Ich meine jedoch nicht. Auch an das Modell kann ich mich schlecht erinnern.

Und wie war das Schreiben für dich?

Das Schreiben war recht schwierig und gewöhnungsbedürftig. Trotzdem habe ich mich schnell eingefunden. Probleme hatte ich nicht und hätte ich auch nicht zeigen dürfen, denn ansonsten hätte das mit den Bescheinigungen nicht funktioniert. In der Regel waren es auch Zahlen. Da war ich stolz, schon als Junge gleich für etwas zuständig zu sein. Handschrift fand ich dennoch schneller, das war ich auch von der Schule gewohnt. Mit der Schreibmaschine sieht es aber besser aus.
Was musstest du denn schreiben?
Da ging es vor allem um Formularkram, der vorgegeben war. In den Spalten musstest du genau die Angaben eintragen, die der Exporteur dir gab. Das wäre viel leichter per Hand gewesen meiner Meinung nach. So musstest du das Blatt aber immer einspannen und mit der Wage richtig einsetzen. Das war zeitaufwändig. Das hattest du mit der Handschrift nicht. Was ich hatte waren Formularsätze, 5 oder gleich 6 Blätter, die mit unterschiedlichen Farben um den Rand gekennzeichnet waren. Dank der Schreibmaschine konnte man aber alles gleichzeitig ausfüllen und Kopien erstellen.

Wie funktionerte das mit dem Farbsatz?

Beim Formularsatz war das so, dass es durchgeschlagen hat. Wenn du durchgetippt hast, war es bis zur letzten Blatt sichtbar. Damit füllte man gleich 5 oder 6 Formulare aus, die oben rechts markiert waren, für wen sie bestimmt waren. Dann konnte ich das Original gleich für das Wirtschaftsministerium bereitstellen, das zweite und dritte gingen an den Hersteller und Importeur. Die anderen Kopien gingen dann an das statistische Bundesamt, Zollbehörde, Transportbehörde und schliesslich eine Version an die Bank, die von der Zahlungsvereinbarung informiert werden musste.