Werbung zur Olympia SM2

Die Schreibmaschine Olympia SM2 wurde von 1950 bis 1961 vom Schreibmaschinenhersteller Olympia im deutschen Wilhelmshafen produziert. Aber wie wurde das Gerät nur wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs in der einfachen Bevölkerung zum Kauf angepriesen? In der Recherche fallen drei Hauptwerbestrategien auf: Ratenzahlung – Meist gekaufte Schreibmaschine – Identifikation mit klugen/erfolgreichen Leuten.

 

In der ersten Werbung sind zwei der drei Strategien vertreten.  Neben dem Titelbild wird links mit prominent dicker Schrift hervorgehoben, dass diese Maschine die meistverkaufte deutsche Maschine sei. Ein solch starkes Argument, dass es bei der Kurzbeschreibung des Maschinentyps gleich nochmals erwähnt wird. Im Weiteren fällt auf, dass auch mehrmals darauf hingewiesen wird, dass eine Ratenzahlung möglich ist. Es wird sogar mit dem Ratenpreis und nicht mit dem eigentlichen Preis geworben. Auch beim Talon ist deutlich hervorgehoben, dass man auch l-a-n-g-s-a-m bezahlen könne. Nach meinen Vermutung dürfte gerade diese Strategie stark den historischen Umständen geschuldet sein. Nach den harten Kriegsjahren dürften nur die wenigsten Menschen bereit gewesen sein 386.- DM für ein technischen Schreibgerät zu bezahlen, nach dem die Erfahrung mit den Essensmarken noch nicht lange her war. Da macht sich ein Ratenpreis natürlich deutlich besser. Zudem ist der Werbung zu entnehmen, dass sie Leute ansprechen soll, die bisher noch keine Schreibmaschinen zu Hause haben. Man will also nicht nur zum Kauf dieser expliziten Maschine anregen, sondern zum Kauf der ersten Schreibmaschine. Dies kann man etwa am Verweis auf das mitgelieferte Anleitungsbuch fürs Blindschreiben, der kostenlosen Probewoche oder gleich dem ersten Satz der Werbung entnehmen: „Nach unseren Erfahrungen ist 7 von 10 Menschen eine eigene Schreibmaschine von Nutzen.“ Interessant ist hier besonders, dass zwar der hohe Nutzen angepriesen wird, aber nicht explizit genannt wird, welchen Nutzen die Maschine den konkret hat. Soll man damit Rechnungen schreiben? Oder private Korrespondenzen führen? Wie genau soll sie den angesprochenen von Nutzen sein? In der kostenlosen Probewoche, sollen sie dies wohl selbst in Erfahrung bringen.

Auch in den anderen Werbungen erfährt man nicht, inwiefern die Schreibmaschine den Menschen von Nutzen sein soll. Oder nur sehr implizit. Dafür für wird eine Identifikationsmöglichkeit geschaffen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer möchte nicht dem grössten Sprachgenie der Welt nacheifern, dass in seinen Gebeten nichts anderes tat als Gott anzuflehen, er möge ihm doch eine Schreibmaschine schenken? Eine (wohlgemerkt die meistverkaufte) Schreibmaschine die du glücklicher nun erwerben kannst! Oder wer möchte sich nicht als gewichtiger Geschäftsmann fühlen der durch die Welt reisen kann und dabei nicht auf den Luxus einer Schreibmaschine verzichten muss?

Nachdem die Krise überwunden schien und sich die Schreibmaschine auch im privaten Raum etabliert hatte konnte die Werbung für die neueren Geräte angepasst werden. Kein Verweis mehr Ratenzahlung. Keine Betonung mehr, welche Schreibmaschine die meistverkaufte Deutschlands ist. Dafür endlich mit konkreten Angaben, für welchen Zweck eine Olympia Schreibmaschine im privaten Rahmen dienen konnte. Ob für Familienbriefe, Korrespondenzen oder lernbegabte Kinder, eine Schreibmaschine von Olympia war zu allem gut. Und wer will schon nicht ein kluges Kind zu Hause haben?

 

Quellen:

  • Titelbild: https://i.pinimg.com/originals/c9/98/c9/c998c973270e5aa4adb2b150cfe87f37.jpg
  • Werbung Mönch: https://i.pinimg.com/originals/e5/c3/3d/e5c33d7012038f438bf74c13db6d6bf4.jpg
  • Werbung Kutsche: https://i.pinimg.com/474x/ed/ec/c3/edecc32c2b486ec88f7c222e5544ac0a–olympia-print-ads.jpg
  • Werbung Kinder: https://brand-history.com/olympia-business-systems-vertriebs-gmbh/olympia-buromaschinenwerke/olympia-kinder-die-maschineschreiben-konnen-lernen-besser