Blogbeitrag zu Andi Gredig – Schreiben mit der Hand
Schrift als Forminventar
Gredig argumentiert in seinem Buch Schreiben mit der Hand im ersten Kapitel, dass Schriften Forminventare seien (32). Seine nachfolgende Argumentation fokussiert sich dabei auf die Unterschiede des Forminventars der «maschinellen» und der Schrift von Hand. Dabei fand ich vor allem interessant, dass laut Gredig eine «Schrift genug unterschiedliche Graphe enthalten [muss], um jedes Graphem darstellen zu können» (35). Denn nicht nur in der Handschrift gibt es des Öfteren die Problematik, dass man das kleine «L» nicht von einem grossen «I» unterscheiden kann. Diese fehlende Unterscheidung kommt auch in gewissen Schriften vor, wie man an den, arbiträr ausgesuchten, acht Beispielen erkennen kann:
Bei all diesen Schriftarten, welche im Word zu finden sind, scheint der Graph des grossen «I» und des kleinen «L» ein und dasselbe zu sein. Folglich verfügen diese Schriften nicht über ein Forminventar, welches für jedes Graphem über einen Graph verfügt.
Vergleich zur Royal (KMM)
In diesem Kontext unterscheidet sich das Forminventar der Royal Magic Magin (KMM) Schreibmaschine zu ihrem Vorteil von den oben aufgeführten Schriften. Denn obwohl man sich über die Grösse der Differenz streiten könnte, unterscheidet sich das Schriftbild des grossen «I»s von dessen des kleinen «L»s:
Hier ist ersichtlich, dass im Schriftbild der Royal KMM sich durchaus das grosse «I» von einem kleinen «L» unterscheiden lässt
Nichtsdestotrotz findet sich eine Problematik, wobei auch diese Schreibmaschine nicht ganz Gredigs Voraussetzungen entsprechen würde, denn auch diese, wie auch Sonja Estermann bereits in ihrem Blog Beitrag «Die Schreibmaschine und die Schriftlichkeit» erwähnte, verwendet anstelle der Zahl 1 lediglich den Buchstaben des kleinen «L»s. Dies war öfters der Fall. Dadurch konnte Platz gespart werden, welcher dann wiederum für andere Tasten zur Verfügung stand. Jedoch muss man eingestehen, dass in Hinblick auf das Forminventar die Schreibmaschine Royal KMM immer noch einen Vorsprung gegenüber den oben aufgeführten Schriftarten des Words vorweist, denn die Gefahr einer Verwechslung einer Zahl mit einem Buchstaben scheint mehr durchaus weniger plausibel, als eine Verwechslung zwischen zwei Buchstaben.
Bibliografie:
Gredig, Andi: Schreiben mit der Hand. Begriffe | Diskurs | Praktiken. Berlin 2021, S. 1-78.
1 Kommentar
Und manchmal kommt es zum Clash der Formeninventare: Wie oft haben Sie schon ein Passwort eingeben müssen, z.B. IOl45ga. Und Sie waren sich nicht sicher, ob es nun mit einem grossen I beginnt oder einem kleinen l, ob dann eine 0 oder ein O folgt, etc. etc. Dem Computer, der das Passwort prüft, ist die Unterscheidung aber wichtig!